Experimentierfreudig auf neuen Wegen

Von Werner Leiss · · 2023/Jan-Feb
Carmen Souza © Paul Hudson / CC BY 2.0

Drei Mal höchst innovativ: Carmen Souza, die kapverdisch-portugiesische Sängerin und Multi-Instrumentalistin, die algerisch-französisch-südafrikanischen Montparnasse Musique und die in Paris ansässigen Al-Qasar.

Seit bald 20 Jahren leistet Carmen Souza einen wesentlichen Beitrag zur Neuinterpretation lusophoner, also portugiesisch-sprachiger, insbesondere kapverdischer Traditionen. Auf ihrem aktuellen Album „Interconnectedness“ verarbeitet Souza sowohl persönliche als auch globale Veränderungen der vergangenen Jahre. Ihr Partner ist Theo Pascal: Multi-Instrumentalist, Komponist und Produzent. Zudem gilt er als Ausnahmebassist und Pionier der lusophonen Jazz-Szene.

Außerdem dabei: Cover-Versionen wie „My Baby Just Cares for Me“ und „Pata Pata“ von Miriam Makeba. Dazu bastelten Souza und Pascal mit experimentellen Aufnahmeverfahren und musizierten mit Küchenschüsseln. Es hört sich an, als wäre es den beiden während diverser Lockdowns in ihrem Londoner Domizil nicht langweilig geworden.

Traditionelles mit Club-Sounds. Montparnasse Musique ist die Zusammenarbeit des algerisch-französischen Produzenten Nadjib Ben Bella, der eine Vorliebe für rohe, durchwegs organische Beats entwickelt hat, mit dem südafrikanischen DJ Aero Manyelo, ein digitaler Klangtüftler. Ben Bella ist stark von der Musik der Gnawa, einer ethnischen Minderheit in Marokko, beeinflusst, sowie von Musiker:innen, mit denen er im Laufe der Jahre zusammengearbeitet hat. Zuletzt tourte er mit der panafrikanischen Frauen-Gruppe Les Amazones d’Afrique durch Europa.

Aero Manyelo ist mittlerweile ein wichtiger Bestandteil der boomenden südafrikanischen House-Szene geworden. Er hat einen unverwechselbaren elektronischen Sound entwickelt, der sich in den internationalen Clubs durchgesetzt hat. Mit dem Album „Archeology“ gelingt eine mitreißende Mischung aus traditionellem Afrika und modernem Johannesburg mit elektronischer Musik wie Gqom, Kwaito, Techno und Afro House.

Urban und radikal. Als Arabian Fuzz bezeichnet die Band Al-Qasar ihren Sound: Es ist eine authentische Momentaufnahme des nicht immer einfachen Lebens im multikulturellen Paris. Tatsächlich ist ihr Album „Who Are We?“ eine gelungene, rüde Angelegenheit mit Punk-, Grunge-, und Garage-Rock-Einflüssen, dazu Gnawa, Rai (algerischer Volks- und Populärmusik) und Wüstenblues.

Als Gäste wirken hier Lee Renaldo, Gitarrist von Sonic Youth und Jello Biafra, ehemaliger Kopf der US-amerikanischen Punkband Dead Kennedys, mit. Außerdem dabei: zwei außergewöhnliche Sängerinnen, nämlich Hend Elrawy aus Ägypten und Alsarah aus dem Sudan.

Werner Leiss ist Musikkritiker des Südwind-Magazins und Redakteur des Concerto, Österreichs Musikmagazin für Jazz, Blues und Worldmusic.

Basic

Berichte aus aller Welt: Lesen Sie das Südwind-Magazin in Print und Online!

  • 6 Ausgaben pro Jahr als Print-Ausgabe und/oder E-Paper
  • 48 Seiten mit 12-seitigem Themenschwerpunkt pro Ausgabe
  • 12 x "Extrablatt" direkt in Ihr E-Mail-Postfach
  • voller Online-Zugang inkl. Archiv
ab € 25 /Jahr
Abo Abschließen
Förder

Mit einem Förder-Abo finanzieren Sie den ermäßigten Abo-Tarif und ermöglichen so den Zugang zum Südwind-Magazin für mehr Menschen.

Jedes Förder-Abo ist automatisch ein Kombi-Abo.

84 /Jahr
Abo Abschließen
Soli

Mit einem Solidaritäts-Abo unterstützen Sie unabhängigen Qualitätsjournalismus!

Jedes Soli-Abo ist automatisch ein Kombi-Abo.

168 /Jahr
Abo Abschließen